Zurück ins Jahr 2016, ein Jahr in dem ich bis dato recht erfolgreich fischte und so einige gute Fische in meinem Fangbuch notieren konnte. Aber irgendwie kam im frühen Herbst dieses Gefühl auf, nicht am richtigen Ort zu sein. Obwohl es wirklich gut lief und der Futterplatz angenommen wurde, entschied ich mich ab September das Gewässer zu wechseln. Vielleicht schon zu spät um einen Langzeitfutterplatz aufzubauen, aber ich hatte ja nichts zu verlieren.
Am neuen See stand das Kraut noch extrem hoch und so blieb mir keine andere Wahl als mindestens auf 6 Metern in den tieferen Rinnen zu fischen. Durch das regelmäßige einbringen von Baits und Partikel mit der Spomp, fütterte ich ein großes Areal und konnte dadurch die Fische langfristiger auf dem Spot halten. Unzählige Wasservögel erfreuten sich an dem Futter und so entschloss ich mich die Boiliegröße auf 24mm zu erhöhen und nur noch Nüsse zu füttern.
Es fühlte sich gut an, denn ich war bisher immer alleine am See und laut meiner Recherche sollte das auch so bleiben. Bedingt durch die Arbeit, konnte ich zwar regelmäßig füttern aber der lang ersehnte erste Ansitz musste noch warten. Erst am 23. schaffte ich es zwischen den Spätschichten ans Wasser zu kommen.
Durch das vorherige Abmessen der Distanz zu den Spots, war es mir möglich selbst im dunkel sehr schnell auf die gefütterten Plätze zu werfen. Das eingebrachte Futter wurde punktuell an den Hakenköder präsentiert, um so schnellst möglich einen Biss zu bekommen. Als Hakenköder verwendete ich zwei kleine 16mm Boilies, die sich von ihrem Einsaugverhalten dem restlichen Futter nicht ähnelten um so vielleicht doch noch einen besonders erfahrenen Fisch zusätzlich zu überlisten.
Alles passte, das Bierchen war kühl, ich war komplett alleine am See und vor mir brannte im Grill ein kleines Feuer. Die Luft knisterte förmlich vor Spannung. Da musste einfach was gehen!
Erwartungsvoll machte ich mich gegen 22.30 Uhr auf in Richtung Schlafsack, saß aber kaum im Schirm da rannte schon die Rute ab. Ein kurzer kraftvoller Drill, der von einem ins nächste Krautfeld ging brachte einen alten verlebten Spiegler zum Vorschein.
Anders als sonst fütterte ich den Spot nach und brachte die Rute neu aus. Und legte mich dann doch etwas verspätet hin. Immer wieder hörte man lautstark gute Fische ganz in der Nähe des Futterplatzes springen, so laut als würde man Betonplatten ins Wasser werfen.
Kurz nach 0 Uhr kam der erneute Biss. Leicht neben mir stand ich mit den Wathstiefeln im Wasser und versuchte mein gegenüber irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Aber keine Chance! Immer wieder nahm der Fisch unzählige Meter Schnur von der Rolle und hielt sich gut getarnt in den tiefen des Sees.
Nach einer gefühlten Ewigkeit dann der erste Blickkontakt, ein riesiger fast schwarzer Schuppi schlug mit seiner riesigen Schwanzflosse aufs Wasser und verschwand wieder. Binnen Sekunden schlug mein Herz schneller und schneller und die Beine wurden weich. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit gelang es mir dann endlich den riesigen Schuppi zu keschern! Perfekt! Das wiegen brachte Gewissheit, es handelte sich um den zweitgrößten Fisch im See und mein neuer PB! Doppelt gesichert wurde der Fisch behutsam in die Schlinge gepackt. Nach einem kurzen Anruf fand sich auch gleich ein Kumpel der nach der Nachtschicht zum Fotos machen vorbeikommen würden. Also erstmal zurück in Schlafsack. Aber an schlafen war nicht mehr zu denken. Immer wieder musste ich mich vergewissern, dass der Schuppi noch da war.
In der 2. Nachthälfte kam dann der 3. Biss, aber längst nicht so brutal wie der vorige. Auch der Drill war lahm und unspektakulär. Es fühlte sich nicht nach Karpfen an, sondern eher nach Müllsack, einem vollen Müllsack! Gleich bei dem ersten Kescherversuch konnte der Fisch sicher eingenetzt werden. Ein Spiegler, der noch größer wirkt als schon der Schuppi. Wahsinn! Der Zeiger der Waage pendelte sich noch einmal 100 Gramm über dem Gewicht des Schuppis ein. Somit den PB zum zweiten male in dieser Nacht nach oben geschraubt!! Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu grinsen. Die perfekte Nacht!
Kurz nach 6 Uhr, gerade als das Kaffeewasser aufgesetzt war, meldete sich ein viertes Mal der Bissanzeiger! Ein junger kräftiger Spiegler rundete diese einmalige Nacht ab. Gemeinsam mit Kumpel Jochen genossen wir gemeinsam den Sonnenaufgang und feierten die geborgenen Schätze der letzten Nacht.
Der intensivste Morgen den ich je am Wasser erleben durfte. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen der Herbstsonne, der leichte Nebel der über den See zieht, die zwitschernden Vögel und dazu dieses Glücksgefühl, machten diesen Morgen so unvergesslich!